
Regierungsbezirk Mittelfranken
Nürnberg (Stadt)
Nürnberg
ihrer Bebauung von 1911 bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem
Wiederaufbau bis zum Jahr 1953. Die Gartenstadt Nürnberg ist eine der größten nach den
Prinzipien der 1902 gegründeten Deutschen Gartenstadtgesellschaft realisierten
Gartenstädte. Die am 1.9.1908 gegründete Genossenschaft Gartenstadt Nürnberg (2 Jahre
nach der Hellerau bei Dresden) erfuhr als "ideale Form der Wohnungsfürsorge" staatliche
Unterstützung, was sich vor allem bei dem Erwerb der Forstabteilung Hirschensuhl von
der bayerischen Staatsforstabteilung vorteilhaft auswirkte. Trotz der Förderung dauerte es
drei Jahre bis dann am 6.6.1911 der Bau begonnen werden konnte, da zur Verwirklichung
des Konzepts erst baupolizeiliche Erleichterungen durchgesetzt werden mussten.
Die erste Gesamtplanung sowie die ersten Entwürfe für einzelne Typenhäuser stammen
1909 von Richard Riemerschmid, der durch die Planungen zu der anderen großen und
bedeutenden Gartenstadt Deutschlands, der Hellerau in Dresden, in Nürnberg bekannt
geworden war. Nach Riemerschmids Plänen und dem in dieser Anfangsphase auch
beteiligten Heinrich Lotz, der Werkstätten zum Kleinwohnungsbau leitete, sind jedoch
nur wenige Kleinhausgruppen oder Doppelhäuser angelegt worden. Seit 1912 plante und
baute der Architekt Hans Lehr, später in Verbindung mit Karl Leubert als Architekturbüro
Lehr & Leubert.
Von diesem stammen die meisten Bauten und Bautengruppen des historischen Bereichs
der Gartenstadt. Im Grundkonzept waren Einzelhäuser der angestrebte Haustyp, die
jedoch zumeist zu langgestreckten vielgliederigen Reihenhausgruppen oder teilweise auch
in Höfe eingrenzende Umbauungen (Sackgassen) zusammengeschlossen wurden.
Abwechslungsreiche Dachformen, selten das reine Satteldach, meistens Umformungen
zum Mansardach, zum Krüppelwalmdach bzw. additiven Konglomerationen der
verschiedenen Dachformen sind Ausdruck der frühen Bebauung. Die Fluchtlinien und die
Straßenführung sind zumeist nicht gerade, sie sind vielmehr leicht geschwungen oder
unregelmäßig, mit platzartigen Erweiterungen und Verästelungen in Sackgassen. In den
Fortschreibungen, die sich wie Jahresringe um den Riemerschmidschen Kern legen, und
zu immer strengeren Formen übergehen, blieb an sich das Einzelhausprogramm erhalten.
Doch in Folge von Notzeiten, und dies somit anschaulich machend, wurde das Konzept
durchbrochen und es wurden auch Mehrfamilienhäuser errichtet. In den Fortschreibungen
änderten sich entsprechend ihrer Entstehungszeit auch die Gestaltungselemente. Die
zunächst mehr historisierend malerische und noch kleinteilig gestaltete Architektur mit
Elementen des Fachwerkstils bei Riemerschmid wird fortgesetzt von der reich malerisch-
barockisierenden Formensprache von Lehr & Leubert. Noch nach dem Ersten Weltkrieg
blieben die barockisierenden Elemente, jedoch sachlich reduziert, bis dann auch Bauten
ganz im Sinne der Neuen Sachlichkeit möglich wurden. Zuletzt wird dieser wieder mehr
in Richtung eines heimatgebundenen Bauens, wie er im Dritten Reich für Wohnbauten
propagiert wird, a/jointfilesconvert/493219/bgewandelt.
Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs hat man von 1948 bis 1953 die Gebäude
teils rekonstruierend, teils vereinfachend wiederaufgebaut.
E-5-64-000-14 Ensemble Gartenstadt Werderau. Das Ensemble Gartenstadt Werderau umfasst die
Gartenstadt der MAN in ihrer historischen Ausdehnung von 1936, lediglich zwei jüngere
Hausblöcke von 1938 und 1941 sind hierin eingeschlossen, die ebenfalls wichtige
bauliche Bestandteile des Ensembles sind. Entstanden ist die Siedlung auf Initiative des
Generaldirektors und Bauingenieurs Anton von Rieppel, um den notwendigen Wohnraum
Stand 09.05.2015© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Seite 11
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